Was ist ein Kanadier?

Kanadier Vierer

Als Anfänger bzw. Neuling in der Welt von Kanu, Kajak und Co. ist es oft gar nicht so leicht die Begriffe zu verstehen. Was genau ist eigentlich ein Kanadier (und wir meinen hier nicht die Einwohner des Landes Kanada)? Was ist der Unterschied zu einem Kajak? Was ist ein Stechpaddel? All das erfahrt ihr in unserem neuesten Beitrag!

Was ist ein Kanadier und woher kommt er?

Als Kanadier (auch Canadier) bezeichnet man unter Kanuten nach oben offene Boote, die sitzend oder kniend mit einem sogenannten Stechpaddel gefahren werden. Der Begriff „Kanu“ dient in der Paddlerwelt als Oberbegriff und wird sowohl für Kanadier als auch für Kajaks verwendet. Beim Kanadier sitzen mindestens zwei – bei den Kanadiern von Lahn Kanu bis zu vier Paddler hintereinander. Die Anfänge des Kanufahrens reichen dabei über 8.000 Jahre zurück. Sogenannte Einbäume wurden in den verschiedensten Teilen der Erde gefunden, gelten aber nicht als direktes Vorbild der heutigen Kanus. Vielmehr sind Kanus, Kajaks und Kanadier, wie wir sie heute kennen, Weiterentwicklungen von Fellbooten der Inuit und Rindenbooten der nordamerikanischen Ureinwohner. Die Faszination des Kanufahrens – des sogenannten Flusswanderns – hält sich also schon seit tausenden von Jahren und auch wir von Lahn Kanu haben uns diesem Sport verschrieben. Unsere heutigen Kanadier bestehen aus Polyehtylen (PE), in doppelwandiger und ausgeschäumter Variante. Dadurch sind die Boote praktisch unsinkbar.

Was ist ein Stechpaddel?

Mit einem Stechpaddel bewegt man z. B. einen Kanadier, ein Drachenboot usw. fort. Es besteht aus einem Schaft, an dessen Enden sich ein Handknauf und ein Paddelblatt zur Übertragung der Kraft auf das Wasser befinden. Stechpaddel gibt es in unterschiedlichen Längen. Die richtige Paddellänge ist abhängig vom Einsatzbereich sowie der Sitzhaltung und –höhe. Allgemein heißt es: Einem stehenden Paddler sollte das Paddel etwa bis zum Kinn reichen. Allerdings ist diese Methode eher für Sportpaddler anwendbar, da man bei einer Kanutour eher sitzt oder kniet. Außerdem berücksichtigt diese Methode nur die Gesamtlänge des Paddels, nicht aber die einzelne Länge von Schaft und Blatt. Zuverlässiger ist es nur die Schaftlänge zu messen. Diese sollte bei einem sitzenden Kanufahrer vom Bootsboden bis zum Kinn reichen. Stechpaddel gibt es aus verschiedenen Materialien, sie bestehen aus Holz, Composit, Kevlar und vielen weiteren Materialien. Beim Knauf unterscheidet man zwischen dem Spatengriff (T-Griff) und dem Palmgriff. Der T-Griff findet meist Verwendung in bewegten Gewässern, wohingegen der Palmgriff bei Flachwasser zum Einsatz kommt. Paddelblätter unterscheiden sich in den Längen und Breiten. Lange schmale Blätter eignen sich für tiefe Gewässer, während sich breite kurze für Wildwasser eignen.

Wie lenkt man einen Kanadier?

Es lenkt immer die hintere Person, die vordere(n) Person(en) zieht/ziehen dabei ihr Paddel immer auf der gleichen Seite durchs Wasser. Bei der Stechpaddeltechnik wird das Paddel sehr steil gehalten und möglichst senkrecht zur Wasseroberfläche eingestochen und bewegt. Hierbei wird das Paddel immer am Schaft und am Knauf gehalten. Als ideale Griffweite gilt, wenn das Paddel mit den ausgestreckten Armen ein Rechteck bildet. Beim Paddeln sollte der Oberkörper leicht nach vorne gebeugt sein, die Arme bleiben weitestgehend ausgestreckt. Das Paddel wird dicht am Boot durch Wasser gezogen und der Oberkörper unterstützt die Bewegung, in dem er sich leicht nach hinten neigt und sich fließend wieder nach vorn bewegt. Um einem Hindernis auszuweichen, setzt man einen sogenannten Ziehschlag ein: Hierbei wird das Paddel etwa einen halben Meter entfernt vom Boot ins Wasser getaucht und mit quergestelltem Paddelblatt an den Kanadier herangezogen. Drehen lässt sich das Boot mit einem Bogenschlag. Dabei wird das Paddel im Bogen zum Boot hinbewegt. Beim Zweier-Kanadier erfolgen die Schläge auf versetzten Seiten, Bitte achtet immer darauf, dass die Beine unter dem Sitzbrett nicht verhakt sind! Ein Ausstieg sollte auch beim Kentern problemlos möglich sein. Haltet euch auch bei schwierigen Passagen auf keinen Fall am Bootsrand fest! Nur mit beiden Händen am Paddel lässt sich das Gleichgewicht halten und das Risiko des Kenterns wird so minimiert. Eine Schwimmweste zählt bei uns selbstverständlich zur Grundausstattung bei einer Kanutour.

Was ist der Unterschied zu einem Kajak?

Ein Kanadier wird mit einem Stechpaddel (mit einem Blatt) gepaddelt. Diese Paddeltechnik ist schwieriger, wenn man alleine paddelt, daher gibt es Kanadier für zwei und mehr Personen. Sie sind meistens komplett offen, haben also kein Verdeck. Einige Kanadier haben jedoch kleine Spritzdecken am Bug oder Heck. Man fährt sie kniend oder sitzend in erhöhter Sitzposition. Kajaks hingegen werden mit einem Doppelpaddel gesteuert. Dadurch kann es auch hervorragend von einer Person gepaddelt werden. Oftmals besitzen Kajaks einen Spritzschutz. Sie werden sitzend gefahren und im Vergleich sitzt man tiefer als im Kanadier. Aufgrund der flachen und schmaleren Form ist ein Kajak schneller und weniger windanfällig. Allerdings hat es auch weniger Stauraum als ein Kanadier.

Wir hoffen, dass euch der Beitrag viele nützliche Informationen mit auf den Weg gegeben hat und freuen uns, wenn wir euch zu eurer ersten Kanutour begrüßen dürfen!